Über das Weideverhalten von Pferden
Das natürliche Weideverhalten unserer Pferde – Vorteile und Alternativen
Die Pferdewissenschaftlerin Sharon Smith MSc verbrachte viele Stunden damit, das natürliche Weideverhalten von Pferden zu beobachten. Um die Bewegungsmuster während dem Grasen möglichst genau analysieren zu können, fertigte sie Slow-Motion-Videos an und platzierte Bewegungssensoren an den Köpfen der Pferde. Dabei konnte festgestellt werden: „Obwohl jedes Pferd unterschiedlich schnell frisst, zeigen alle einen bestimmten Rhythmus und dieselben Bewegungs- sowie Zupfmuster während dem Grasen.“
Wachsames, energiesparendes Grasen
Während Pferde kauen, untersuchen sie mithilfe des Geruchs- und Tastsinnes umliegende Gräser und suchen sich den nächsten Bissen sorgfältig aus. Durch die bewegliche Oberlippe werden dann Grasbüschel geformt, die mithilfe der Schneidezähne anschließend gegriffen und ausgerissen werden. Längeres Gras wird erst am Ende und danach stückweise bis unten abgebissen. Pferde reißen das Gras mit einer ruckartigen Seitwärts- oder Rückwärtsbewegung ab. Währenddessen unterbricht das Pferd das Kauen nur kurz. Bei kurzem Gras wird das Kauen oft gar nicht unterbrochen. Pferde haben dieses Verhaltensmuster auf der Weide beziehungsweise beim Grasen über Jahre der Evolution hinweg entwickelt. Pferde haben eine Energie sparende Fressweise, die sie aufgrund ihres Fluchtinstinktes wachsam sein lässt und welche auf das Verdauungssystem des Pferdes perfekt abgestimmt ist. Immerhin grast ein Pferd durchschnittlich 16 Stunden pro Tag.
Langes, langsames Kauen für gesunde Verdauung
Durch das Grasen werden auch Muskeln auf eine ganz bestimmte Art und Weise gedehnt und aktiviert. Vor allem die Muskeln an der Oberlinie, dem oberen Nackenbereich und am Rücken werden aktiviert. Diese Fresshaltung unterstützt die natürlichen Reinigungsmechanismen der Atemwege. Vor allem aber gilt: ein langes, langsames Kauen ist zentral für eine nachhaltig gesunde Verdauung. Infolge der ständig andauernden Kaubewegungen wird viel Speichel produziert. Der leicht basische Speichel neutralisiert Säuren im Magen. Dadurch wird die Verdauung unterstützt und einer Übersäuerung bzw. einer Entstehung von Magengeschwüren effektiv vorgebeugt. Mehr über das Verdauungssystem bei Pferden erfahren Sie in unserem Artikel über das Verdauungssystem des Pferdes.
Risiko von Atemwegserkrankungen wird gesenkt
Anders als bei der Fütterung von losem Heu vergräbt das Pferd die Nüstern nicht im losen Heu. Dadurch werden weniger Pilzsporen und Bakterien eingeatmet und das Risiko von Atemwegserkrankungen wird gesenkt. Anders als Heunetze oder andere Slowfeeder-Varianten, reduziert der Forager die Fressgeschwindigkeit, ohne das Pferd dabei zu frustrieren. Pferde fressen dank des Foragers durchschnittlich doppelt so lange an einer Ration. Zudem frisst das Pferd in völlig natürlicher Fresshaltung mit gebeugtem Kopf. „Kein anderes Produkt, imitierte das natürliche Weideverhalten bisher so erfolgreich wie der Haygain Forager“, so das Resümee der Wissenschaftlerin.
Quellen
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- Van den Berg, M., Lee, C., Brown, W. Y., &Hinch, G. N. (2016). Does energy intake influence diet selection of novel forages by horses?. Livestock Science, 186, 6-15.
- Hongo, A., & Akimoto, M. (2003). The role of incisors in selective grazing by cattle and horses. The Journal of Agricultural Science, 140(04), 469-477.
- Waring, G. H. (1983). Horse behavior. The behavioral traits and adaptations of domestic and wild horses, including ponies. Noyes Publications. 124-136.
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